Humanitäre Krise Gazastreifen

Gefährliche Krankheiten verbreiten sich rasant, Hilfslieferungen stauen sich an den Grenzen

Israel blockiert weiterhin Hilfslieferungen

An den Grenzen lagern humanitäre Hilfsgüter im Wert von Millionen Dollar, im Inneren des Gazastreifens breiten sich Krankheiten ungehindert aus. Die Mangelversorgung führt dazu, dass vermeidbare und leicht behandelbare Krankheiten in den letzten drei Monaten im Gazastreifen um fast 150 Prozent zugenommen haben. 

Die Gesundheitsdaten des Gaza Health Clusters zeigen, dass vor allem Durchfallerkrankungen zunehmen. Die Zahl der Palästinenser*innen, die mit akutem wässrigem Durchfall in Gesundheitseinrichtungen behandelt werden, ist um 150 Prozent gestiegen, die Zahl der Fälle von blutigem Durchfall stieg um 302 Prozent. Dazu kommt ein Anstieg der Fälle von akuter Gelbsucht um 101 Prozent. Die tatsächlichen Zahlen liegen wahrscheinlich deutlich höher, da die meisten der etwa zwei Millionen Menschen in Gaza durch die anhaltende Blockade Israels eingeschlossen sind und kaum Zugang zu den wenigen übrigen Gesundheitseinrichtungen haben.

Angesichts der seit über 21 Monaten anhaltenden katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen, in der die Zivilbevölkerung kaum Zugang zu Nahrung, Wasser, Unterkunft und medizinischer Versorgung hat, können Krankheiten schnell lebensbedrohlich werden. Die sozialen und familiären Netzwerke sind zerrissen und die Menschen durch wiederholte Zwangsumsiedlungen sowie anhaltende Gewalt schutzlos und auf sich selbst gestellt.

Hilfsgüter entsprechend einer Fläche von hundert Fußballfeldern zurückgehalten

Israel hat den Gazastreifen seit dem 2. März dieses Jahres fast vollständig abgeriegelt und bis auf wenige Ausnahmen alle Hilfslieferungen gestoppt. Infolgedessen stehen mehr als 420.000 Paletten mit Hilfsgütern von internationalen humanitären Organisationen in Lagerhäusern in der Region ungenutzt bereit. Das entspricht einer Fläche von rund 75 Hektar, vergleichbar mit der Fläche von 101 Fußballfeldern.

Von Oxfam allein lagern über 110.000 Hilfsgüter in Lagerhäusern in der Region, darunter Wassertanks, Hygieneartikel, Lebensmittelpakete und weitere lebensrettende Hilfslieferungen, die auf Freigabe warten. Die israelischen Behörden haben jedoch die Lieferung von Wasser- und Sanitärartikeln sowie Lebensmittelpaketen verweigert.

Bushra Khalidi, Oxfams Leiterin für Politik in den besetzten palästinensischen Gebieten, warnt, dass die Zeit knapp wird, um eine Epidemie im Gazastreifen und ein damit verbundenes Massensterben zu verhindern.

Bushra Khalidi:

Krankheiten verbreiten sich immer dann rasant, wenn Menschen hungern, kein sauberes Wasser haben und in überfüllten, unhygienischen Verhältnissen leben. Die Bedingungen im Gazastreifen sind damit der perfekte Nährboden.

Khalidi weiter: „Mit jedem Tag, an dem die israelische Blockade andauert und Hilfe verweigert wird, breitet sich der Hunger immer weiter aus. Der Tod von Menschen durch völlig vermeidbare Krankheiten wird unausweichlich“, so Khalidi weiter.

„Der heißeste Monat des Jahres steht kurz bevor und an jedem Tag, an dem wir auf einen Waffenstillstand warten, sterben mehr Menschen durch Gewalt, Hunger und Krankheiten. Die Menschen können keinen Tag länger auf das Ende dieser Höllensituation warten. Es braucht einen vollständigen Waffenstillstand sowie umfangreiche humanitäre Hilfe, die über die Grenzübergänge nach Gaza gelangt.“

  • Mitarbeiterin im Presseteam: Lena Enders.

    Lena Enders

    Pressereferentin Klima, Gerechte Lieferketten, Oxfam Shops