

Nachhaltige Welternährung
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Ernährung für alle – ökologisch und gerecht
In einer Welt, die genügend Nahrung für alle produziert, sollte niemand hungern. Doch im Moment deutet nichts darauf hin, dass eine Welt ohne Hunger erreicht wird. Konflikte, kriegerische Auseinandersetzungen und Klimaextreme, die die Lage vieler Bäuer*innen erschweren, sind eine Ursache, aber auch Landraub und industrielle Landwirtschaft.
Kleinbäuer*innen produzieren einen großen Teil unserer Nahrung. Paradoxerweise aber stellen sie die Hälfte der weltweit Hungernden. Ein Grund dafür ist, dass sie von Regierungen in ihren Grundrechten vernachlässigt und ihr Zugang zu Ressourcen von internationalen Konzernen unterbunden wird. Oft werden Flächen freigegeben, welche als unverkauft und ungenutzt gelten. Das Land liegt aber nur selten brach; meist wird es von mittellosen Familien zum Anbau von Nahrungsmitteln verwendet, oft schon seit Generationen.
Hinzukommen die Probleme von Wasserknappheit, Artensterben, hoher Treibhausgasemissionen und degenerierten Böden: die negativen Auswirkungen der konventionellen Landwirtschaft auf das Ökosystem sind bekannt. Aber auch die Grundrechte von Kleinbäuer*innen werden durch regelmäßigen Landraub (Landgrabbing) verletzt – sie werden von Feldern vertrieben, die sie seit Generationen bewirtschaftet haben. Internationale Konzerne, mehrheitlich geduldet von nationalen Regierungen, missachten immer wieder das Recht von Kleinbäuer*innen auf Selbstbestimmung. Die so der Landbevölkerung gewaltsam entzogenen Flächen verlieren durch die neue konventionelle Bewirtschaftung, oft zur Herstellung von Agrosprit und Tierfutter und sogar durch Klimaschutzprojekte, ihre Anpassungsfähigkeit an die Folgen der Klimakrise. In einer Welt, in der die natürliche Ressource Wasser immer knapper wird, hat das schwerwiegende Folgen. Die industrielle Landwirtschaft ist mit einem globalen Frischwasserverbrauch von 70 Prozent mitverantwortlich für die Wasserknappheit. Wir von Oxfam halten das für verantwortungslos: sowohl den Menschen, als auch dem Ökosystem gegenüber.
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Was bedeutet Landgrabbing?
Als "Landgrabbing" bezeichnet man die unrechtmäßige Aneignung und den Handel mit großen Landflächen. Das Land, das verkauft oder verpachtet wird, wird jedoch von vielen Familien genutzt, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, etwa durch den Anbau von Nahrungsmitteln, das Sammeln von Feuerholz oder durch Zugang zu Trinkwasser. Durch Landgrabbing werden Dörfer platt gewalzt – Bulldozer und Bagger zerstören Wohnhäuser, Straßen und Ackerflächen und damit die Lebensgrundlage vieler Familien, die von Landwirtschaft leben. Nach der Zwangsumsiedlung stehen die Menschen ohne Heim und Einkommensquelle da. Deswegen brauchen wir dringend mehr Transparenz und klare Regeln sowie deren konsequente Umsetzung für Handel mit Land, um derartige Menschenrechtsverletzungen zu verhindern. Die Nachfrage der reichen Industrieländer nach vermeintlich ungenutztem Land heizt den Ausverkauf von Landflächen noch mehr an. Deshalb müssen wir verantwortungsvolles Handeln von Firmen und Regierungen einfordern, rechtlich verankern und das Thema in die Öffentlichkeit tragen.
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Agrarökologische Transformation
Um diese strukturellen Ursachen des Hungers anzugehen, braucht es eine Kehrtwende in der Agrarpolitik, weg von konventioneller Landwirtschaft, die auf Monokulturen und Ausbeutung der Umwelt setzt, hin zu agrarökologischen Ansätzen.
Agrarökologie beruht auf einer ganzheitlichen Betrachtungsweise der Landwirtschaft und Ernährungssysteme, die auf ökologischen Prinzipien, sozialer Gerechtigkeit und politischer Ernährungssouveränität basiert. Agrarökologie ist ein Rahmen, um Resilienz aufzubauen, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und das Recht auf Nahrung zu verwirklichen – und das alles unter gleichzeitiger Bewahrung unseres Planeten.
Agrarökologische Methoden erhöhen die Bodenfruchtbarkeit, verbessern dessen Wasser regulierende Funktion und reduzieren den Schädlings- und Krankheitsdruck.
Agrarökologisch orientierte, kleinbäuerliche Produzent*innen verwenden kein genmanipuliertes, sondern bäuerliches Saatgut und verkaufen ihre Lebensmittel direkt vor Ort oder in der Region an Konsument*innen oder über Kooperativen.
Bäuerliches Saatgut sichert die Erzeugung lokaler Lebensmittel und bekämpft damit den Hunger, zugleich hilft es Bäuer*innen sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen und die biologische Vielfalt zu schützen. Das bäuerliche Saatgut ist ein wichtiger Schlüssel zur Umstellung der Ernährungssysteme auf Agrarökologie.
Die Netto-Einkommen der Kleinbäuerinnen und -bauern steigen, weil die Erträge dank fruchtbarer Böden und gesünderer Pflanzen höher ausfallen, alternative Absatzmärkte zu Agrar- und Lebensmittelkonzernen bestehen und teure Pestizide und Düngemittel eingespart werden können. Agrarökologische Ansätze tragen so zum Schutz der Gesundheit von Menschen und Natur bei.
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Unsere Forderungen, um Hunger weltweit zu besiegen
Wir fordern von Regierungen, eine Agrarwende unter dem Leitbild der Agrarökologie und damit den Zugang zu Land, Wasser, bäuerlichem Saatgut und lokalen Märkten zu gewährleisten! Wenn Agrosprit, Klimaprojekte und Futtermittel für den Export in Industrieländer Landflächen in Anspruch nehmen, die den Menschen vor Ort zum Überleben fehlen, läuft etwas grundlegend falsch. Um die Welternährung zu sichern, müssen die Rechte von Kleinbauern und –bäuer*innen gesichert werden, jegliche staatliche Förderung von Agrosprit und chemischen Düngemitteln abgebaut und der Fleischkonsum reduziert werden. Wir fordern die Regierungen auf, den Export und die Produktion hochgefährlichen Pestizide einzustellen.