Demokratische Republik Kongo

Sechs Monate nach Ausbruch des Krieges: Mehr als vier Menschen sterben täglich an Cholera

Kürzungen von Hilfsgeldern verschärfen Gesundheitskatastrophe

Sechs Monate nach dem erneuten Ausbruch des Krieges im Osten der Demokratischen Republik Kongo spitzt sich die Gesundheitskrise in der Region zu. Seit Januar wurden mehr als 35.000 Verdachtsfälle von Cholera und mindestens 852 Todesfälle gemeldet. Oxfam fordert sofortige finanzielle Unterstützung und einen dauerhaften Waffenstillstand. 

Im Durchschnitt sind in den vergangenen sechs Monaten mehr als vier Menschen pro Tag an Cholera gestorben. Das ist ein Anstieg von 62 Prozent gegenüber 2024. In der Region Uvira in Süd-Kivu breitet sich Cholera aktuell stark aus, täglich werden dort 100 neue Fälle gemeldet.

Nach der Einnahme Gomas, der Provinzhauptstadt von Nord-Kivu, durch M23-Kämpfer im Januar wurde die Zivilbevölkerung aufgefordert, innerhalb von 72 Stunden in ihre Dörfer zurückzukehren. Mehr als drei Millionen Menschen sind der Aufforderung gefolgt. Ihre Häuser liegen in Schutt und Asche, die Wasserversorgungsnetze sind zerstört. In einigen der am stärksten betroffenen Gebiete wie Sake und Minova teilen sich derzeit 500 Menschen eine einzige Wasserstelle. Familien sind gezwungen, aus verschmutzten Bächen und Seen zu trinken. Die medizinische Grundversorgung ist zusammengebrochen. 

Dr. Manenji Mangundu, Oxfam-Direktor in der Demokratischen Republik Kongo:

Dies ist eine ausgewachsene Gesundheitskatastrophe. Familien kehren in Ruinen zurück – ohne Unterkünfte, ohne Toiletten, ohne sauberes Wasser. In vielen Gebieten sind Latrinen überflutet oder wurden für Brennholz geplündert, sodass die Menschen gezwungen sind, ihre Notdurft im Freien zu verrichten. Die Luft stinkt nach Abwasser. Krankenhäuser haben keine Medikamente mehr, und Hilfsorganisationen können die abgeschnittenen Gemeinden nicht einmal mit den grundlegendsten Hilfsgütern erreichen.

Durch die drastischen Kürzungen von Hilfsgeldern seit Anfang 2025 ist die humanitäre Hilfe in der Region am Rande des Kollapses. Die Demokratische Republik Kongo benötigt in diesem Jahr rund 2,5 Milliarden US-Dollar. Davon ist nur ein Bruchteil eingegangen. Organisationen wie Oxfam sind gezwungen, Hilfsmaßnahmen zu reduzieren oder auszusetzen. Besonders alarmierend ist die Lage für Frauen und Mädchen. Seit der Aussetzung der Finanzierung durch die US-Entwicklungsbehörde USAID sind Notfall-Kits für Überlebende von sexualisierter Gewalt kaum noch verfügbar, obwohl täglich mehr als 450 Menschen, vor allem Frauen und Mädchen, von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Mehr als 8.200 Menschen mit HIV haben keinen Zugang mehr zu antiretroviralen Medikamenten. 

Trotz der sehr schwierigen Lage leisten Oxfam und seine Partnerorganisationen weiterhin lebensrettende Hilfe. Sie bauen Wasserversorgungssysteme und Latrinen, verteilen Seife, Hygiene-Sets, Lebensmittel und Saatgut. Doch es werden dringend Mittel benötigt, um zum Beispiel 400.000 Menschen in Cholera-Hochrisikogebieten zu erreichen.

„Wir brauchen sofortige Finanzmittel“, sagt Oxfam-Direktor Mangundu. „Alle Kriegsparteien müssen sich zu einem dauerhaften Waffenstillstand verpflichten und den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe ermöglichen. Nach sechs Monaten Chaos brauchen die Menschen Würde und eine Atempause von der unerbittlichen Gewalt. Die Welt darf nicht wegsehen.“

Redaktionelle Hinweise

  • Mitarbeiter im Presseteam: Sebastian Danz.

    Sebastian Danz

    Pressereferent Soziale Ungleichheit, Steuern, humanitäre Krisen, Oxfam Shops