Wie wir Trinkwasser auch in Krisen langfristig sichern können
Laufzeit: 20.12.2023 – 28.02.2026
Projekttitel: Entwicklung eines Modells für eine nachhaltige Trinkwasserversorgung in fragilen, von Konflikten und Klimawandel betroffenen Kontexten in Somaliland
Finanziert durch: Auswärtiges Amt (AA) und Oxfam Deutschland (10 % Eigenmittel)
Projektregionen: Saanag und Sool (autonome Region Somaliland)
Themen: WASH (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene), Humanitäre Krisen
Die Situation vor Ort
In den ländlichen Gebieten Sool und Sanaag der somalischen autonomen Region Somaliland sind die meisten Grundwasserquellen versalzen oder nur begrenzt nutzbar. Viele Gemeinschaften nutzen deshalb Regenwasserzisternen zur Versorgung mit Trinkwasser.
Doch wichtige Niederschläge bleiben immer häufiger aus und zunehmende Dürreperioden erschöpfen die Speicher innerhalb weniger Monate.
Den Rest des Jahres sind die Menschen entweder auf teure Wassertransporte per Tankwagen angewiesen, oder sie sind gezwungen, trotz enormer Gesundheitsrisiken salzhaltiges Grundwasser zu trinken.
Die wiederholten Regenausfälle haben zusätzlich die Qualität des Grundwassers weiter verschlechtert und den dringenden Bedarf an sauberem Trinkwasser zusätzlich erhöht.
Frauen im Mittelpunkt: Mehr Teilhabe, mehr Führung
Wo Wasser fehlt, wird auch Hygiene zur Herausforderung. Als Oxfam-Beauftragte für Gesundheitsförderung arbeitet Nimco Abdirahman eng mit betroffenen Gemeinschaften in Somaliland zusammen, um zum Beispiel die Ausbreitung ansteckender Krankheiten zu verhindern.
„Ich koordiniere die Einbindung der Bevölkerung vor Ort, knüpfe Kontakte zu wichtigen Akteur*innen und sorge für einen inklusiven Dialog“, berichtet sie. Dabei stellt sie sicher, dass Frauen und andere benachteiligte Gruppen sich aktiv einbringen können, damit ihre Bedürfnisse bei der Planung von Hygiene-Maßnahmen nicht zu kurz kommen.
Diese Herangehensweise entspricht Oxfams allgemeinem intersektionalen Ansatz, der die Bedürfnisse von vulnerablen Personengruppen bei Projekten besonders berücksichtigt.
Unser Ziel
Jede Person in den Projektregionen (etwa 30.000 Menschen) soll zuverlässigen und langfristigen Zugang zu 7,5 Litern Wasser pro Tag zum Trinken und Kochen bekommen. Dabei berücksichtigen wir auch die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung, die 5 % unserer Zielgruppe ausmachen.
Zentral für unser Projekt ist die Nachhaltigkeit der neuen Anlagen. Deshalb benötigt es eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Wasserdienstleistern sowie ein langfristiges Engagement des Privatsektors.
In Somaliland kann der dafür erforderliche Energiebedarf mit Strom aus angeschlossenen Solaranlagen gedeckt werden. Ihr Einsatz ist jedoch durch strukturelle Probleme wie mangelndes technisches Know-how, finanzielle Defizite, geringe Beteiligung der Bevölkerung und schwache staatliche Kapazitäten gefährdet und muss bestens vorbereitet sein.
Das für dieses Projekt entwickelte, sichere und nachhaltige Managementsystem soll auch als Musterbeispiel für die Trinkwasserversorgung in anderen dürregefährdeten Regionen und Ländern dienen.
So erreichen wir unser Ziel
Um eine zukunftsfähige, bezahlbare und zuverlässige Wasserversorgung für die Menschen in Somaliland zu schaffen, setzt Oxfam auf solarbetriebene Entsalzungsanlagen, die das Grundwasser per Umkehrosmose aufbereiten: Salzhaltiges Wasser wird mit hohem Druck durch eine halbdurchlässige Membran gepresst, die Salze und andere Verunreinigungen zurückhält.
Unser WASH-Experte Ludwig Gloger erklärt in diesem Interview, wie Entsalzungsanlagen funktionieren und wie sich Oxfam für nachhaltige Wasserinfrastruktur einsetzt.
In enger Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden sowie Partnern aus dem Privatsektor wurden vier neue Entsalzungsanlagen in Caynabo, El Afweyn, Oog und Wadamago errichtet.
Im ersten Schritt tauschten sich alle Beteiligten in mehreren Workshops zur Planung, Standortauswahl und zum nachhaltigen Betrieb der Anlagen aus, darunter Gemeindevertreter*innen, Mitarbeiter*innen von Ministerien und Unternehmen sowie potenzielle Wasserdienstleister.
Im zweiten Schritt fanden die Beschaffung, Installation und Prüfung der Entsalzungsanlagen statt sowie der Aufbau von Kapazitäten für die langfristige Instandhaltung.
Um eine umfangreiche Infrastruktur zur Wasserverteilung und -aufbewahrung aus Pumpen, Wasserspeichern, Leitungen und Wasserstellen zu installieren, wurden Anfang 2025 Aufstellflächen und Fundamente vorbereitet und Solaranlagen vormontiert. Im Vorfeld wurde bereits seit 2024 ein öffentlich-privates Verwaltungsmodell in Zusammenarbeit mit dem Wasserministerium entwickelt und vertraglich festgehalten.
Im dritten und letzten Schritt wird die Leistung der Systeme gemessen und Erfahrungsberichte dokumentiert. Es gibt auch Austausch über einen möglichen Ausbau von Entsalzungsanlagen in der Region.
Fazit
Das Projekt in Sool und Sanaag zeigt, wie technische Innovation, institutionelle Kooperation und gemeindebasierte Beteiligung Hand in Hand gehen können, um die Wasserkrise in Somaliland nachhaltig zu bewältigen.
Die Kombination aus solarbetriebener Entsalzung und einem privat-öffentlichen Managementmodell bietet nicht nur Zugang zu sicherem Wasser, sondern ist auch ein Vorbild für andere dürregefährdete Regionen.
Trotz Herausforderungen wie politischem Wechsel, logistischen Hürden und regionaler Instabilität bleibt das Ziel klar: eine zukunftsfähige, bezahlbare und zuverlässige Wasserversorgung für die Menschen in Somaliland.
Damit wir weiterhin Menschen in Krisenregionen unterstützen und Projekte für eine gerechte und nachhaltige Welt ohne Armut durchführen können, sind wir auf Spenden angewiesen. Unterstützen Sie unsere Arbeit jetzt!