

Wir müssen einen Zusammenbruch der humanitären Hilfe verhindern
Der Krieg im Osten der Demokratischen Republik Kongo dauert schon drei Jahrzehnte. Jetzt eskaliert der Konflikt – und Kürzungen der internationalen humanitären Hilfe verschlimmern die Situation für die Menschen. Deutschland ist aufgefordert, die Unterstützung zu verstärken.
Ein vergessener Konflikt: Dass im Osten der Demokratischen Republik Kongo seit drei Jahrzehnten bewaffnete Gruppen kämpfen, ist der deutschen medialen Öffentlichkeit kaum noch eine Nachricht wert.
Doch seit Anfang 2025 hat sich die Sicherheitslage erheblich verschlechtert. Bei Kämpfen zwischen Regierungskräften und Rebellen in Kivu im Januar und Februar wurden Geflüchtetencamps, soziale Einrichtungen und der regionale Flughafen zerstört, tausende Menschen kamen ums Leben. Die Provinz-Hauptstädte Goma und Bukavu wurden von der bewaffneten Gruppe M23 besetzt. Inzwischen sind mehr als 7,3 Millionen Menschen aus ihren Heimatregionen vertrieben worden.
Bereits im März hatte ich vor einer dramatischen Verschlimmerung durch die Kürzung der US-Hilfen gewarnt. Nun dauern die Kämpfe weiterhin an und M23 vergrößert ihre Einflusszone.
Das alles verschärft die Instabilität und stürzt tausende Menschen in noch größere Armut. Immer mehr leiden Hunger. Über vier Millionen Kinder sind durch schwere Mangelernährung massiv gefährdet.
Hinzu kommt: Durch den mangelnden Zugang zu medizinischer Versorgung breiten sich Epidemien aus. Mpox und Cholera sind auf dem Vormarsch, das Risiko für Ebola steigt.
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Im Osten der DR Kongo herrscht seit mehr als 30 Jahren Krieg. Externe Akteure, die lediglich an der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen interessiert sind, intervenieren ohne jegliche Transparenz oder Verantwortung. Schwache aufeinanderfolgende Regierungsführungen haben die Bevölkerung zusätzlich geschwächt – und in Gefahr gebracht, zum Beispiel durch Vertreibungen, Ernährungsunsicherheit aufgrund des fehlenden Zugangs zu Land und die Rekrutierung von Kindersoldaten. Die Wirtschaft ist auf wenige Branchen konzentriert; das verhindert, dass nachhaltige Arbeitsplätze geschaffen werden.
Trotz der Bemühungen der Regierung schränken Herausforderungen bei der Verwaltung der öffentlichen Ressourcen, Korruption und mangelnde Transparenz die Fähigkeit des Landes ein, wirksame entwicklungspolitische Entscheidungen zu treffen und diese unabhängig umzusetzen.
Oxfam ist mit Erfahrung und Vernetzung vor Ort …
In Zusammenarbeit mit 17 lokalen Partnern haben wir allein im Jahr 2024 über eine Million Menschen in neun Provinzen direkt erreicht – mit humanitärer Hilfe und mit Unterstützung beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen.
Bei der Nothilfe geht es vornehmlich darum, Zugang zu Trinkwasser und zu Toiletten sowie Handwasch-Stationen zu gewährleisten. Wir versorgen Menschen mit Nahrung und bemühen uns um Schutzmaßnahmen, insbesondere für Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt.
Langfristig setzen wir uns für eine gerechtere kongolesische Gesellschaft ein, in der Frauen und Männer bei Entscheidungen, die sie betreffen, uneingeschränkt mitreden können und einen besseren Zugang zu Ressourcen haben.
… aber das Geld reicht nicht
Doch die finanziellen Mittel für humanitäre Hilfe reichen bei Weitem nicht aus. Vor allem die Kürzungen der humanitären Mittel aus den USA bedrohen das Leben von Millionen Menschen. Aktuell gelingt es uns nicht, die Lage vor Ort zu stabilisieren oder genügend lebenswichtige Hilfe für die betroffene Bevölkerung bereitzustellen.
Frauen und Mädchen sind besonders von der Krise betroffen – ihre Chancen auf Bildung und Einkommen sinken weiter. Viele Frauen berichten von körperlicher und sexueller Gewalt. Die Auflösung von Vertriebenen-Camps, die zu weiteren Vertreibungen oder Zwangsrückführungen geführt hat, und die Zerstörung von Unterkünften und Toiletten haben die Risiken für Frauen und Mädchen erheblich erhöht; die Zahl an Übergriffen steigt dadurch.
Schon jetzt haben 28 Millionen Menschen in der DR Kongo nicht genug zu essen. 6,2 Millionen haben keinen Zugang zu Trinkwasser und Hygiene, während tausende Fälle von Cholera, Mpox und Masern gemeldet werden. 7,9 Millionen sind ernsten Schutzrisiken ausgesetzt, insbesondere geschlechtsspezifischer Gewalt.
Ohne zusätzliche Finanzmittel würden diese Menschen perspektivisch keine oder nur unzulänglich Unterstützung erhalten. Die Folgen wären katastrophal.
Was Deutschland tun kann
Wir rufen die deutschen Entscheidungsträger*innen und die deutsche Öffentlichkeit, die sich seit jeher für internationale Solidarität engagieren, dazu auf, ihre Unterstützung zu verstärken. Millionen kongolesischer Kinder und Frauen brauchen dringend Unterkünfte, Wasser und Nahrung, um zu überleben.
Jede Maßnahme zählt. Die Aufrechterhaltung und Aufstockung der Finanzmittel sind unerlässlich, um einen vollständigen Zusammenbruch der humanitären Hilfe in der DR Kongo zu verhindern.
Jetzt ist es Zeit für Solidarität und erneutes Engagement.