Zwei Arbeiterinnen mit Körben auf dem Rücken pflücken Teeplanzen auf einer Teeplantage
Projekt in Indien und Südafrika

Stärkung der Arbeiter*innenrechte im Tee- und Weinanbau

Projekt abgeschlossen

Die Situation vor Ort

Die Beschäftigten auf den Teeplantagen in Assam (Indien) und im Weinanbau am Nord- und Westkap (Südafrika) arbeiten fast ausnahmslos unter ausbeuterischen Verhältnissen. Arbeits- und Menschenrechte werden kaum eingehalten. 

Insbesondere Frauen und saisonale Arbeiter*innen sind von unmenschlichen Arbeitsbedingungen betroffen. Wirtschaftlich sind die Beschäftigten im Agrarsektor oft sehr stark abhängig von den Farm- und Plantagenbesitzern: Ihr Wohnraum, der Zugang zu Grunddienstleistungen sowie ihr Einkommen hängen von ihrem Arbeitsplatz ab, gleichzeitig haben die Arbeiter*innen selbst keinen eigenen Landbesitz.

Die fatalen Auswirkungen fehlender Arbeitsrechte

Ein Großteil der Arbeiter*innen wird nur nach Bedarf eingestellt, in den zumeist entlegenen Regionen gibt es für sie jedoch kaum alternative Arbeitsmöglichkeiten. Auch der Zugang zu Bildung, die Gesundheitsversorgung sowie sanitäre Anlagen sind in diesen Regionen mangelhaft, schwierig zu erreichen oder gar nicht vorhanden. Der immense Preisdruck innerhalb nationaler und internationaler Märkte verstärkt die ungleiche Machtverteilung. 

Durch den Gebrauch von Pestiziden sind die Arbeiter*innen außerdem gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Da sie oftmals auf oder in unmittelbarer Nähe zu den Plantagen wohnen, sind auch ihre Familien betroffen.

Gemeinsam für Arbeits- und Menschenrechte einstehen

Vor Ort sind die staatlichen Kontrollmechanismen auf den Plantagen ausbaufähig. Zertifizierungen beispielsweise durch FairTrade oder Rainforest Alliance allein gewährleisten nicht, dass die Rechte der Arbeiter*innen eingehalten werden, da externe Besuche der Plantagen oft angekündigt stattfinden und somit keine realen Einblicke gewähren. 

Viele Arbeiter*innen sind zudem nicht ausreichend über ihre Rechte informiert oder es mangelt an entsprechenden Meldestellen für ihre Anliegen.

Arbeiter*innen in Südafrika ernten Trauben für die Weinproduktion.

Unser Ziel

Die unmenschliche Situation für Beschäftigte im Agrarsektor stellt keinen Einzelfall dar. Das Projekt soll Arbeiter*innen ermöglichen, sich über Ländergrenzen hinweg zu solidarisieren und ihre Erfahrungen austauschen. Internationale Lobby-und Kampagnenarbeit unterstützt sie dabei, den Druck für die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten auf Akteur*innen in internationalen Wertschöpfungsketten zu erhöhen. 

Die Vernetzung der Akteur*innen auf regionaler und nationaler Ebene soll helfen, die Ansprüche und Rechte der Plantagenarbeiter*innen auch gegenüber den Länderregierungen zu vertreten. Durch politischen Druck wird auf Schwächen in der bestehenden Rechtslage aufmerksam gemacht und gezielte Gesetzesreformen gefordert, die Menschen- und Arbeitsrechte schützen.

Was unsere Partnerorganisationen schon bewirkt haben

Unsere Partnerorganisationen setzen sich seit Jahren für die Stärkung und Umsetzung der Rechte von Arbeiter*innen auf Teeplantagen in Assam bzw. Weinplantagen in Südafrika ein. Viele ihrer Mitarbeiter*innen kommen selbst aus Familien von Farm- bzw. Plantagenarbeiter*innen. Aufbauend auf bereits bestehende Projektinitiativen, wie die des Women on Farms Projects (WoFP) in Südafrika, geht es auf lokaler Ebene vor allem darum, die kollektive Verhandlungsmacht der Arbeiter*innen zu stärken, da es unter anderem keine ausreichende gewerkschaftliche Vertretung gibt.

Deswegen unterstützen wir unsere Partnerorganisation in Indien und Südafrika bei ihrer Arbeit, strukturelle und politische Veränderungen voranzutreiben.

Unter anderem erarbeiten und optimieren wir alternative Beschwerdemechanismen. So können die Arbeiter*innen ihre Interessen und Missstände kommunizieren und es wird sichergestellt, dass existierende Gesetze umgesetzt werden. 

Durch die Organisierung in lokalen Netzwerken und Verbunden erlangen die Arbeiter*innen eine bessere Verhandlungsposition, um für ihre Rechte einzustehen. Dabei legen die Organisationen besonderes Augenmerk auf die Förderung und Einbindung von Frauen, die zumeist durch Sorgearbeit doppelt belastet sind und häufig sexualisierte Gewalt erleiden.

Mehr zur Arbeit von WoFP lesen

Arbeiter*innen demonstrieren mit Women on Farms für faire Arbeitsbedingungen

Arbeiter*innen demonstrieren mit Women on Farms für faire Arbeitsbedingungen.

So erreichen wir unser Ziel

Auch in Konsumländern wie Deutschland muss die Position der Plantagen- und Farmarbeiter*innen in Ländern des globalen Südens durch das Einhalten von Menschen- und Arbeitsrechten entlang der Lieferkette gestärkt werden. Unter anderem muss dafür die politische Einflussnahme auf internationale Institutionen intensiviert werden, beispielsweise mithilfe des Lieferkettengesetzes

Oxfam Deutschland und viele andere Organisationen betreiben hierzu Kampagnenarbeit, die Unternehmen für die Einhaltung von Menschenrechten entlang ihrer eigenen Lieferketten in die Pflicht nimmt. Seit 2023 gibt es das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Deutschland, 2024 wurde die EU-weite Lieferketten-Richtlinie (EU-CSDDD) verabschiedet.

Die Bundesregierung um Friedrich Merz will das deutsche und das europäische Lieferkettengesetz jedoch wieder abschaffen. Jetzt ist es umso wichtiger, für ein starkes Lieferkettengesetz einzustehen und die Rechte von Millionen Arbeiter*innen zu schützen.

Das Projekt wurde von November 2019 bis April 2024 umgesetzt und anschließend in einer zweiten Phase fortgeführt. Oxfam unterstützt die Arbeit mit Mitteln vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie mit Eigenmitteln.

Für einen persönlichen Einblick in die täglichen Bemühungen eines jungen Plantagenarbeiters und Aktivisten in Assam, können Sie hier Romeo Lakras Geschichte nachlesen.

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