Der grüne Frosch der Rainforest Alliance: Ein Siegel, das weder für Bio-Produktion noch für faire Arbeitsbedingungen steht, sondern lediglich für gewisse soziale und ökologische Standards im konventionellen Anbau. Ein Siegel, auf das sich auch Supermärkte wie Lidl und Co. verlassen, wenn sie Früchte mit dem grünen Frosch in ihre Regale legen und damit den Kund/innen suggerieren, dass die Früchte unter fairen Arbeitsbedingungen produziert wurden.  

Im Rahmen unserer Studie „Süße Früchte, bittere Wahrheit“ haben wir auf Plantagen, die mit dem grünen Frosch ausgezeichnet waren, grobe Verstöße gegen nationale Gesetze festgestellt. So war die Gewerkschaftsfreiheit nicht gewährleistet und es fehlte an Schutz vor giftigen Pestiziden. Daraufhin haben wir mehrere Gespräche mit dem verantwortlichen Personal der in den USA beheimateten Organisation geführt, um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten vor Ort zu verbessern.

Schnelle Reaktion der Rainforest Alliance

Nur kurz nach Veröffentlichung unserer Studie im Mai 2016 hat es bereits erste Verbesserungen für die Beschäftigten auf den Plantagen gegeben, die mit dem grünen Frosch der Rainforest Alliance zertifiziert sind. Dem Personal wird nun besserer Schutz beim Pestizideinsatz geboten. Zudem wurde die Anzahl der Beschäftigten reduziert, die über Subunternehmen angestellt waren und nicht einmal den Mindestlohn erhalten hatten. Einer ganzen Reihe an Plantagen wurde darüber hinaus das Siegel entzogen. Einige davon waren auch Gegenstand unserer Studie.

Gespräche mit Gewerkschaften in Costa Rica und Ecuador

Ein zentraler Kritikpunkt unserer Partnerorganisationen aus Costa Rica und Ecuador war, dass Rainforest Alliance zu wenig Wert auf die Aussagen der Beschäftigten in den Plantagen setzt. Als Folge dessen gab es in den vergangenen Monaten Änderungen, die dieser Kritik zumindest teilweise Rechnung tragen: Wohl erstmals in ihrer Geschichte führt Rainforest Alliance in Costa Rica und Ecuador direkte Gespräche mit den Gewerkschaften, die in den Exportsektoren der tropischen Früchte aktiv sind. Die Gewerkschaften drängen auf freien Zugang zu den Plantagen, um sich für faire Arbeitsbedingungen der Beschäftigten einzusetzen. Der Zugang von Gewerkschaften ist zwar in den lokalen Gesetzen festgeschrieben, in der Realität aber leider nicht gegeben.

Suspendierung der Prüfungsfirma in Ecuador

Darüber hinaus suspendierte Rainforest Alliance vor Kurzem die Firma CyD auf unbestimmte Zeit. Die Firma war bislang für die Kontrollbesuche in Ecuador zuständig. Laut Rainforest Alliance habe es „in verschiedenen Bereichen eine Nichterfüllung der Qualitätsanforderungen in den Kontrollprozessen“ gegeben, was zur Suspendierung führte. Obwohl wir die genauen Hintergründe nicht kennen, wissen wir, dass Arbeiter/innen in verschiedenen Fällen auf die entsprechenden Kontrollen „vorbereitet“ wurden. So wurde beispielsweise kurzfristig der Termin für die Ernte und Verschiffung von Bananen verschoben, da für diesen Tag ein Kontrollbesuch angekündigt wurde. Die Kontrolleure sollten offenbar nicht auf die Beschäftigten der Packstation treffen, die meist unter besonders prekären Bedingungen als Tagelöhner/innen ohne Sozialversicherung arbeiten.

Zertifizierungen, die ohne die aktive Einbeziehung der Beschäftigten und der Gewerkschaften vor Ort durchgeführt werden, können immer nur einen kleinen Teil der Realität in einer Plantage abbilden: Das haben wir auch der Rainforest Alliance gegenüber zum Ausdruck gebracht.
Jorge Acosta, Sprecher der Gewerkschaft ASTAC (Ecuador)

Oxfams Arbeit trägt Früchte

Offenbar hat unsere Kritik dem grünen Frosch ein wenig auf die Sprünge geholfen. Dieses Beispiel zeigt nicht nur, dass öffentliche Kritik Wirkung erzielen kann. Es weist auch darauf hin, dass Supermärkte wie Lidl, dessen Nachhaltigkeitswerbung sich stark auf den grünen Frosch stützt, sich nicht allein auf die Rainforest-Zertifizierung verlassen sollten. Allerdings macht Lidl genau das und zieht sich somit aus der Verantwortung, angemessene Arbeitsrechte bei seinen Lieferanten zu schaffen. Oxfam bleibt dran und setzt sich weiterhin für die sozialen Verpflichtungen von Lidl ein.

Und auch andere Supermärkte brauchen Druck. So zum Beispiel Aldi: Die Beschäftigten von Aldi Nords Frucht-Zulieferer Fyffes in Honduras und Costa Rica arbeiten unter teils katastrophalen Bedingungen, Gewerkschaftsfreiheit gibt es nicht. Auch Aldi muss dafür sorgen, dass die Arbeiter/innen auf seinen Zulieferer-Plantagen faire Arbeitsbedingungen erhalten und für ihre Rechte eintreten können.

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