Sein eigenes Essen in kompletter Selbstversorgung anbauen – was für hippe Großstadtbewohner*innen in Europa ein Traum ist, praktizieren viele Burkinabè seit Generationen: Ein Großteil der Bevölkerung von Burkina Faso lebt von der Landwirtschaft.
Doch Klimaveränderungen und Dürreperioden treffen insbesondere die nördlichen Landesteile hart, die in der trockenen Sahelzone liegen: Bleibt hier der ohnehin spärliche Regen aus oder fällt er zur falschen Zeit, müssen die Menschen hungern. In der Provinz Yatenga können nur noch weniger als 10% der Bevölkerung ihren Nahrungsmittelbedarf ganzjährig selbst decken und sich ihre Ernährung lokal sichern. Daher stellt die Ernährungssicherung der Bevölkerung eine der größten permanenten Herausforderungen für Burkina Faso dar.
Oxfams Partnerorganisation A.A.A.E. (Association Aidons l’Afrique Ensemble) wirkt bereits seit 1996 in Yatenga. Innerhalb der klassischen Bauernorganisation mit knapp 6.000 Mitgliedern sind es die Bäuerinnen und Bauern selbst, die über die Aktivitäten auf dem Weg zur lokalen Ernährungssouveränität mitentscheiden. Um die Erfolge der bisherigen Zusammenarbeit zu stärken und Erreichtes zu festigen, aber auch neue, übergeordnete Schwerpunkte zu setzen, unterstützen Oxfam und A.A.A.E. seit Januar 2019 3.000 Kleinbäuerinnen und -bauern in 3 Gemeinden der Provinz Yatenga darin, ihre Resilienz gegenüber Nahrungsmittelkrisen nachhaltig zu stärken.
Verbesserte Anbaumethoden
Mit verbesserten agrarökologischen Anbaumethoden erhöhen die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern die Bodenfruchtbarkeit und steigern so ihre Erträge. Zu diesen Methoden gehören:
- Die traditionelle Zaï-Methode, durch welche die Pflanzen optimal mit organischem Dünger und Wasser versorgt werden,
- die Nutzung von Kompost- und Dunggruben für organischen Dünger, von zertifiziertem Saatgut und Zugtieren,
- erosionsmindernde Maßnahmen wie das Anlegen von Steinreihen, Grünstreifen und Baumpflanzungen.
In der Winterausgabe der EINS (2019) beschreibt der Artikel „Früh aufstehen, gegen Hunger“ die verbesserten Anbaumethoden im Detail.
Getreidespeicher
Um den Zugang zu Grundnahrungsmitteln in Krisenzeiten zu verbessern, hat A.A.A.E. bereits in zahlreichen Dörfern der Projektregion ein nachhaltiges System der Getreidespeicherung etabliert. Damit können die Gemeinschaften sicherstellen, dass sie über das gesamte Jahr genügend Grundnahrungsmittel zur Verfügung haben, und damit den Grundstein für lokale Ernährungssouveränität legen.
Im Rahmen des aktuellen Projektes kommen sechs weitere selbstverwaltete, dezentrale Dorfgetreidespeicher in unmittelbarer Erreichbarkeit der lokalen Produzent*innen und Konsument*innen hinzu. Nach der Ernte können die Bäuerinnen und Bauern dort Hirse und Mais einlagern. So müssen die Familien ihre Ernten nicht länger an mobile Aufkäufer geben, um an Geld für die Deckung ihrer Grundbedürfnisse zu kommen. Das Getreide verbleibt vor Ort – wenn nötig, können die Familien es später im Jahr zu fairen Preisen zurückkaufen. So sind sie unabhängiger von Nahrungsmittelhilfen. Und da die künftigen Kosten der Getreidespeicher durch die Erlöse und erwirtschafteten Gewinne gedeckt werden, entsteht ein nachhaltiges System der lokalen Ernährungssouveränität mit rücklagenbasierter Finanzierung, an dem die lokale kleinbäuerliche Bevölkerung sowohl als Konsument*innen als auch als Produzent*innen aktiv teilhat.
Gemüse- und Obstgärten
Hirse und Mais sind wichtig als Grundnahrungsmittel. Doch zu einer gesunden Ernährung gehört auch eine gewisse Abwechslung. Gemeinsam mit A.A.A.E. fördern wir daher den lokalen Gartenbau in der Projektregion. Es sind vor allem Frauen, die Gartenbau betreiben und gartenbauliche Produkte weiterverarbeiten oder veredeln. Mit neuen Gemüse- und Obstgärten und Brunnen zur Bewässerung können Frauen auch in der Trockenzeit Nahrungsmittel anbauen und ihren Speiseplan mit vitaminreicher Kost ergänzen. Schulungen in der verbesserten Weiterverarbeitung und Vermarktung ihrer Erzeugnisse helfen den Frauen zusätzlich, ihre Einkommen zu steigern.
Landwirtschaftliche Produzent*innen wurden von der Corona-Krise besonders hart getroffen. Für den Gartenbau fiel der Lockdown in eine extrem sensible Zeit, denn Produzentinnen und Käufer*innen kamen zum Zeitpunkt der Ernte nicht zusammen: Der öffentliche Transport zwischen allen Städten und Orten des Landes sowie innerhalb der Städte war eingestellt. Zeitweise waren einige Städte komplett abgeriegelt und es gab nächtliche Ausgangssperren. Die Produzentinnen wünschen sich deshalb verstärkt Unterstützung.
Landrechte
Da fruchtbare Böden immer knapper werden, kommt dem Besitz und Zugang zu Land, insbesondere für Frauen, eine besondere Bedeutung zu. Das Projekt fokussiert daher verstärkt die Bodenrechtsproblematik, erhebt die aktuelle Landrechtssituation vor Ort, fördert die Erarbeitung eines Landrechts-Aktionsplans und strebt eine stärkere Vernetzung der lokal wirkenden Maßnahmen mit den übergeordneten Einflussbereichen in Politik und Öffentlichkeit an. Hierzu lernen rund 475 Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen, wie sie ihre Interessen am effektivsten öffentlich vertreten können und die Zusammenarbeit mit lokalen Lobbyverbänden bestmöglich nutzen, um auch politisch Einfluss zu nehmen und so zur langfristigen Sicherung der Produktions- und Lebensgrundlagen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern beizutragen.
Das Vorhaben wurde von Januar 2019 bis Mai 2024 umgesetzt und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen der Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“ ko-finanziert.
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