Bananen mit dem Siegel der Rainforest Alliance
Rainforest Alliance

Was bedeutet der grüne Frosch auf meinen Bananen?

Wofür steht das Siegel der Rainforest Alliance?

Viele Ananas, Bananen und Schokoladen, die in deutschen Supermärkten verkauft werden, tragen den grünen Frosch, das Siegel der Rainforest Alliance. Das Zertifikat suggeriert eine nachhaltige Produktion und faire Arbeitsbedingungen auf den Plantagen. Der Blick hinter die Kulissen konnte dies in der Vergangenheit jedoch nicht bestätigen.

Das Siegel steht weder für Bio-Produktion noch für faire Arbeitsbedingungen, sondern lediglich für gewisse soziale und ökologische Standards im konventionellen Anbau. Supermärkte wie Rewe, Lidl und Co. legen dennoch gerne Früchte mit dem grünen Frosch in ihre Regale und suggerieren damit den Kund*innen, die Früchte seien unter fairen Arbeitsbedingungen produziert worden.

Was ist die Zertifizierung durch die Rainforest Alliance wert?

Studien decken Verstöße gegen Gesetze auf Plantagen auf

Bereits 2016 haben wir im Rahmen unserer Studie „Süße Früchte, bittere Wahrheit“ auf Plantagen, die mit dem grünen Frosch der Rainforest Alliance ausgezeichnet waren, grobe Verstöße gegen nationale Gesetze festgestellt. So war die Gewerkschaftsfreiheit nicht gewährleistet und es fehlte an Schutz vor giftigen Pestiziden.

Daraufhin haben wir mehrere Gespräche mit dem verantwortlichen Personal der in den USA beheimateten Organisation geführt, um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten vor Ort zu verbessern.

Reaktion der Rainforest Alliance

Und tatsächlich gab es nach der Veröffentlichung unserer Studie erste Verbesserungen für die Beschäftigten auf den Plantagen, die mit dem grünen Frosch der Rainforest Alliance zertifiziert waren. Dem Personal sei besserer Schutz beim Pestizideinsatz zur Verfügung gestellt worden, hieß es. Zudem sei die Anzahl der Beschäftigten reduziert worden, die über Subunternehmen angestellt waren und nicht einmal den Mindestlohn erhalten hatten.

Einer ganzen Reihe an Plantagen sei darüber hinaus das Siegel entzogen worden. Einige dieser Plantagen waren Gegenstand unserer Studie gewesen.

Gespräche mit Gewerkschaften in Costa Rica und Ecuador

Zudem führte Rainforest Alliance in Costa Rica und Ecuador wohl erstmals in ihrer Geschichte direkte Gespräche mit den Gewerkschaften, die in den Exportsektoren der tropischen Früchte aktiv sind. Der bis dahin fehlende Austausch war ein zentraler Kritikpunkt unserer Partnerorganisationen aus Costa Rica und Ecuador gewesen.

Die Gewerkschaften drängten auf freien Zugang zu den Plantagen, um sich für faire Arbeitsbedingungen der Beschäftigten einzusetzen. Der Zugang von Gewerkschaften ist zwar in den lokalen Gesetzen festgeschrieben, in der Realität aber leider nicht gegeben.

Weiterhin Ausbeutung auf zertifizierten Plantagen

2022 folgte unsere Studie „Grenzenlose Ausbeutung“. Diese deckte erneut Verletzungen von Menschenrechten sowie Arbeitsrechten auf Plantagen auf, die von der Rainforest Alliance zertifiziert waren. Wieder kündigte die Rainforest Alliance an, die Vorwürfe zu untersuchen.

Auch in unseren Beschwerden nach dem Lieferkettengesetz 2023 spielten Rainforest-Alliance-zertifizierte Plantagen eine Rolle: So bekamen auf einer zertifizierten Plantage in Ecuador – einem Rewe-Zulieferer für Bananen – Beschäftigte gerade einmal die Hälfte des Mindestlohns ausgezahlt. Rainforest Alliance entzog der Plantage das Siegel zwar, jedoch waren diese gravierenden Missstände den Zertifizierern in mehreren Jahren nicht aufgefallen. 

Zertifizierung durch die Rainforest Alliance ist kein Garant für gerechte Arbeitsbedingungen

Wenn Supermärkte wie Lidl und Aldi sich allein auf die Zertifizierung der Rainforest Alliance verlassen, ziehen sie sich aus der Verantwortung, angemessene Arbeitsrechte bei ihren Lieferanten zu schaffen. Aus dieser Verantwortung dürfen wir sie nicht so einfach entlassen.

Das deutsche und europäische Lieferkettengesetz gibt uns die Möglichkeit, Beschwerde gegen deutsche Unternehmen einzureichen, in deren Lieferketten Menschenrechtsverletzungen oder Verletzungen des Arbeitsrechts passieren. Die Gesetze formulieren erstmals menschenrechtliche Mindeststandards, die alle in Deutschland verkauften Produkte erfüllen müssen – unabhängig davon, ob sie ein Siegel tragen oder nicht.

Unsere Forderungen

  • Statt des Siegel-Dschungels braucht es ein starkes Lieferkettengesetz in Deutschland und Europa!
  • Arbeiter*innen und ihre Gewerkschaften müssen bei allen Maßnahmen einbezogen werden – sie kennen die Lage vor Ort am besten!
  • Supermärkte müssen angemessene Preise für ihre Produkte zahlen und ihren Beitrag zu existenzsichernden Löhnen auf den Plantagen leisten!

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